Die neuen Glocken der evangelisch-lutherischen St. Georg-Kirche zu Chemnitz-Rabenstein und ihre Glockenzier

(2. Teil)


Am Freitag vor Pfingsten, dem 13. Mai 2016, wurden in Innsbruck bei Glockengießerei Grassmayr unsere drei neuen Bronzeglocken gegossen.

Die zweite, die mittelgroße Glocke (Tonhöhe a 1), trägt den Namen „Glaube“. Das Heil, das Jesus, der Sohn Gottes, am Kreuz für uns und alle Menschen vollbracht hat, läßt der dreieinige Gott in seiner großen Gnade durch sein Wort verkündigen und schenkt den Hörern Glauben an Jesus; Glauben, der das angebotene Heil Gottes ergreifen kann und empfängt. Anbetungswürdige Rettungstat Gottes: allein aus Gnade, um Christi willen, durch den Glauben. 

Solus Christus, Sola Gratia, Sola Fide. Christus allein, allein aus Gnade, allein durch den Glauben. Dieses biblische Evangelium hat Gott in seiner großen Güte in der lutherischen Reformation neu auf den Leuchter gestellt.

Die Inschrift der Glocke „Glaube“ lautet:

Wer an den Sohn glaubt,
der hat das ewige Leben.
Joh 3,36


Die bildliche Darstellung auf der Glocke „Glaube“ ist die Luther-Rose, das Wappen Martin Luthers. Mit dem Kreuz in der Mitte verkündigt es den für uns und zu unserem Heil gekreuzigten Heiland Jesus Christus.
In einem Brief vom 8. Juli 1530, wenige Tage nach dem Augsburger Bekenntnis der evangelischen Stände vor Kaiser und Reich (25. Juni 1530), beschreibt Luther sein Wappen:„Das erste sollte ein schwarzes Kreuz in einem Herzen sein, das seine natürliche [rote] Farbe hätte, damit ich mir selbst Erinnerung gäbe, daß der Glaube an den Gekreuzigten uns selig machet. ‚Denn so man von Herzen glaubt, wird man gerecht‘ (Röm 10,10). ... ‚Der Gerechte wird aus Glauben leben‘ (Röm 1,17), aber aus dem Glauben an den Gekreuzigten. Solch Herz aber soll mitten in einer weißen Rose stehen, um anzuzeigen, daß der Glaube Freude, Trost und Friede gibt, und [ihn] kurzum in eine weiße, fröhliche Rose versetzt. [Das geschieht] nicht so, wie die Welt Friede und Freude gibt, darum soll die Rose weiß und nicht rot sein. Denn die weiße Farbe ist der Geister und aller Engel Farbe. Solche Rose stehet in einem himmelfarbenen Felde, weil solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang der himmlischen zukünftigen Freude ist, die jetzt wohl schon drinnen einbegriffen und durch Hoffnung erfaßt, aber noch nicht offenbar ist. Und um solch Feld einen goldenen Ring, [Als Zeichen dafür], daß solche Seligkeit im Himmel ewig währet und kein Ende hat und auch kostbar über alle Freude und Güter hinaus ist, so wie das Gold das höchste, kostbarste Metall ist.“ (Luther Deutsch, Bd. 10, S.210f)

Die Glocke „Glaube“ ruft in der Mitte des Tages beim Mittagsgeläut zum Gebet im Glauben an Jesus und schlägt auch die vollen Stunden. Als „Hochzeitsglocke“ läutet sie, wenn Mann und Frau ihre Ehe nach der Verheißung und unter dem Segen Gottes beginnen wollen. Am meisten aber läutet diese Glocke mitten im vollen Geläut und ruft die christliche Gemeinde und alle am Ort unter das heilige Gotteswort, zu hören, zu glauben, zu beten, zu bitten, zu danken - für so vieles und für die große, unbegreifliche Liebe des lebendigen dreieinigen Gottes.          

„O Land, Land, Land, höre des HERRN Wort!“ (Jeremia 22,29)

(3. Teil)

Die große Glocke (Tonhöhe f 1), trägt den Namen „Hoffnung“. Ihre Aufschrift lautet: Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. Röm 12,12

Glocke Hoffnung


Gemeint ist die Hoffnung, die Gott durch Kreuz und Auferstehung seines Sohnes der an ihn glaubenden Gemeinde eröffnet hat – und von der es im 1. Petrusbrief voll jubelnder Freude heißt: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten – zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werden zur Seligkeit, die bereit ist, daß sie offenbar werde zu der letzten Zeit.“ (1. Petr 1,3-5)

An dieser von Gott selbst eröffneten Hoffnung gilt es fröhlich, geduldig und beharrlich festzuhalten, im Aufblick zu Jesus im Hören auf das Gotteswort und im Gebet. Und dies in den Widrigkeiten und kleinen und großen Nöten des Lebens, in Krankheit, Tod, Trauer, in Anfechtungen und wohlmöglich gar Verfolgungen um Christi willen.
St.Georg, Kirchenfenster und Glocke
Anschaulich vor Augen führt uns solchen Glaubenskampf eines Christen das Bild des Ritters Georg im mittleren Altarfenster unserer Rabensteiner Kirche: der Kampf und die Bewährung des Christen in der Welt in der Zeit zwischen der Himmelfahrt Christi (linkes Altarfenster) und Christi sichtbarer Wiederkunft zum Weltgericht und zur Heimholung seiner Gemeinde (rechtes Altarfenster). Der Ritter / der Christ ist gewappnet mit der Schutz- und Waffenrüstung (Eph 6,10-17). Der Drachen, die alte Schlange, der Teufel, liegt schon irreversibel besiegt am Boden, kann in seinem Todeskampf aber noch gefährlich sein. Nüchternheit des Glaubens ist deshalb angebracht und der beständige Aufblick des Glaubens zum Sieger Jesus Christus.
Denn nicht der Ritter Georg hat den Drachen besiegt, sondern der Herr Jesus Christus hat mit seinem Kreuzestod und seiner Auferstehung den Sieg vollbracht. Und Jesus allein ist es auch, der den Ritter / den Christen trotz und gegen Tod und Teufel durch alles hindurch zum ewigen Leben bringen wird. Der Ritter / der Christ blickt deshalb glaubend nach oben, zu Jesus Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, dargestellt in seiner österlichen Siegesfahne. „Laßt uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.“ (Hebr 12,1b-2a)

Den oberen Teil dieser besonderen Darstellung unseres Kirchenfensters von 1929 finden wir nun auch auf der neuen großen Glocke „Hoffnung“ wieder. Diese Glocke mit ihrem ernsten und feierlichen Ton, die außer im vollen Geläut zum Gottesdienst auch als Sterbeglocke sowie jeden Tag als Abendglocke Verwendung findet, ruft uns angesichts der Endlichkeit unseres irdischen Lebens und mitten in den Nöten der ihrem Ende zueilenden Welt zum getrosten Hoffen auf unsern Herrn und Erlöser Jesus Christus.

„Ja, ich komme bald.“ – „Amen, ja, komm, Herr Jesus !“ (Offb 22,20)